Hallo Sascha,
leider geht nicht ganz ohne Physik.
Der Grundparameter für die Auswahl eines E-Motors für einen Segler ist der Leistungsbedarf, um einigermaßen vernünftig auf Höhe zu kommen. Wie Stefan schon geschrieben hat, ist die elektrische Leistung das Produkt aus Spannung und Strom. Wenn ein Segler wie z.B. der EasyGlider vernünftig auf Höhe kommen soll, benötigt der Segler eine Leistung von 140 bis 160 Watt pro KG. Dieser Leistungsbedarf ist allgemeingültig für ausnahmslos jeden Segler mit einer Steigleistung á la EasyGlider. Will man etwas Leistungsreserve einrechnen, kann man auch mit 180 Watt pro KG Seglergewicht rechnen. Da der EasyGlider pi mal Daumen 1 KG wiegt (je nach Ausstattung) werden also 140 bis 160 Watt Leistung benötigt. Diese Leistung wird jetzt durch die Akkuspannung unter Last geteilt (hierbei kann man pro Lipo-Zelle 3,5 Volt ansetzen, dann gelingt auch der letzte Steigflug noch ordentlich). Bei einem 3s-Lipo-Akku im Segler wird also ein Motor benötigt, der 13,5 A bis 15 A Strom bei Vollgas mit annähernd leerem Akku zieht. Der Motor in meinem EasyGlider zieht z.B. unter Last bei 11 Volt 14 A an einer 9x6-LS.
Auf Deinen Segler mit 600 g übertragen liegt der Leistungsbedarf somit für diesen Segler also bei 84 bis 96 Watt. Teilst Du diese Leistung durch die Anzahl der Lipo-Zellen multipliziert mit 3,5 Volt ergibt sich die Stromaufnahme des Motors, die dieser im Dauerbetrieb (typisch 5 Minuten) aushalten können muss. Jetzt hast Du alle Parameter, um die Datenblätter der Motorenanbieter zu studieren.
Die Geschichte mit den KV pro Volt ist auch relativ schnell erklärt: Man kann die Drehzahl eines EasyGliders o.ä. mit pi mal Daumen 10000 U/min annehmen. Teilst Du diese Drehzahl durch die Lipo-Zellenzahl x 3,5 Volt, also bei einem 3s-Lipo durch 10,5, ergibt sich eine KV-Zahl von 950. Multiplex selbst baut in den EasyGlider einen Motor mit 850 KV ein. Legst Du den Antrieb nur für 2s-Akkus aus, muss die KV-Zahl entsprechend höher sein, weil die Luftschraube für vernünftige Leistung eben einen bestimmten Drehzahlbereich benötigt.
Liegt ein Motor bei der gewünschten Zellenzahl bezüglich der maximalen Motorbelastung in dem Bereich, den Du zuvor berechnet hast, kannst Du den Motor kaufen.
In der Regel geben die Motorhersteller auch noch die Luftschraubengröße an, welche für den Motor geeignet ist. Allerdings gebe ich Stefan recht, dass eine Vermessung des Antriebs unter Last den Beweis für die richtige Luftschraubenauswahl bringt.
Willst Du es Dir ganz einfach machen, suchst Du Dir im Internet einen E-Segler in RR- oder RTF-Version aus, der vom Gewicht her Deinem Segler entspricht. Dann hast Du einen sicheren Anhaltspunkt für die Motorenparameter für Deinen Segler. Für Deinen 600g-Segler kannst Du diesen Weg z.B. über die Multiplex-Seite gehen und nach dem EasyStar 3 schauen (der ist mit 700 g angegeben). Den Antriebssatz könntest Du mit einem 3s-LipoAkku in Deinen Segler einbauen. Nur die LS-Blätter drehen, damit sie als Zugpropeller arbeiten. Das müsste funktionieren. Mir persönlich hat der Motor aber schon eine etwas zu hohe KV-Zahl und könnte bei Vollgas je nach Luftschraube u.U. schon ordentlich Lärm machen (das gibt auf der Gillich evtl. neuen Ärger mit dem Kirschenpflücker). Daher würde ich einen Motor mit etwas weniger KV suchen (um die 900 KV).
Leider hängen die Motorengröße (Durchmesser) und die Leistung zusammen, weshalb Du m.E. kaum unter einem Durchmesser von 28 mm fündig werden dürftest. Der Terry von Graupner war tatsächlich für einen Graupner Speed 400 vorgesehen, dieser Motor hat einen Durchmesser von 27,7 mm. Da müsste doch ein 28er-BL passen (evtl. etwas dremeln), auch wenn sich die Motorglocke dreht.
Innenläufer im Direktantrieb kannst Du im E-Segler übrigens generell vergessen, weil diese Motoren in der Regel auf Drehzahl ausgelegt sind (Lärmproblematik auf der Gillich !!!) und kein ausreichendes Drehmoment für die von uns verwendeten Luftschraubengrößen haben. Diese Motoren verlangen immer nach einem Getriebe.
Grüße
Dirk