Moin,
ab und zu werde ich zum Fliegen mit TEK gefragt ("Dieser komische Stab da..."). Da ich mittlerweile in vielen Seglern, die ich "auswendig kenne" längere Zeit Erfahrungen mit TEK gesammelt habe und öfters auf das Prinzip und Unterschiede gegenüber einem "normalen" Vario angesprochen werde hier ein Erklärungsversuch mit ein wenig Physik.
Warum welche Düsenform wo verwendet wird lasse ich mal weg, es geht wirklich nur um das Prinzip.
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TEK bedeutet "Totale Energie Kompensation". Aber was will man da überhaupt kompensieren? Man die Geschwindigkeit der Höhe gegenüber (physikalisch ausgedrückt: kinetische und potentielle Energie).
Dazu misst der Flieger 2 Werte:
- Über einen Drucksensor (Barometer) wird wie beim normalen Vario die Höhe bestimmt. Somit weiß der Sensor: "Ich bin 100m hoch."
- Über die Düse wird die Fluggeschwindigkeit gemessen (also vergleichbar mit einem Staudruckmesser). Dadurch weiß der Sensor: "Ich bin 30 km/h schnell."
Und genau diese zwei Zahlen rechnet der Sensor so gegeneinander, dass sich die Gesamtenergie aus Höhe und Geschwindigkeit ergibt.
Grundannahmen die ich jetzt für die Erklärung treffe:
- Luftwiderstand/Reibung gibt es nicht --> Geschwindigkeit kann unendlich lang beibehalten werden (in der Praxis eher bei schwereren Modellen)
- die Energie im System kann nur durch Thermik und/oder Hangauftrieb beeinflusst werden.
Man kann also sagen, dass Geschwindigkeit in Höhe und Höhe in Geschwindigkeit umgewandelt werden kann:

Am einfachsten zu erklären ist wohl ein Abfangbogen: Der Sensor rechnet jederzeit Höhe gegen Geschwindigkeit und kommt auf folgende Werte:

Unterscheidet sich die anfängliche Fluglage gegenüber der am Ende?
- Nein, beide Situationen sind in Geschwindigkeit und Höhe identisch.
Wenn der Flieger am tiefsten Punkt schneller wird, aber dafür Höhe verliert, ändert sich seine Gesamtenergie?
- Nein, die Summe der Energie aus Geschwindigkeit und der Energie aus Höhe ist zu jedem Zeitpunkt immer gleich.
(Sollte das nicht verständlich sein: Überlegt mal was wäre, wenn der Flieger ein Fahrrad wäre und die grüne Linie ein Tal. Zuerst geht es den Berg runter, man verliert Höhe, wird schneller und kommt am anderen Ende mit dem gleichen Schwung wieder genau so hoch.)
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Jetzt erweitern wir das gesamte System gedanklich auf einen Flitschenstart (hier wird aus maximaler Geschwindigkeit in Bodennähe ein Mix aus Höhe und Geschwindigkeit):

Hier wird die Energie (in Form von Geschwindigkeit) zwischen den Punkten 1 und 2 zugeführt. Der Flieger bleibt auf 0 Metern, wird aber schneller. Also indiziert das TEK im Idealfall während der Beschleunigung einen Energiezuwachs ("man hört ein Steigen").
Von Punkt 2 bis Punkt 4 ist das Vario still, da ja keine zusätzliche Energie hinzukommt (es wird nur Geschwindigkeit in Höhe umgewandelt).
ALSO:
mehr Geschwindigkeit bei gleicher Höhe --> Energiezuwachs --> Vario sagt: "Steigen"
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Fliegen wir mit konstanter Geschwindigkeit durch die Thermik und gewinnen Höhe ist das Verhalten vergleichbar mit einem klassischen Vario (ACHTUNG: Hier bleibt die Geschwindigkeit gleich):

ALSO:
mehr Höhe bei gleicher Geschwindigkeit -->Energiezuwachs --> Vario sagt: "Steigen"
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Jetzt nehmen wir diese beiden Aussagen:
mehr Geschwindigkeit bei gleicher Höhe --> Energiezuwachs --> Vario sagt: "Steigen"
mehr Höhe bei gleicher Geschwindigkeit --> Energiezuwachs --> Vario sagt: "Steigen"
Daraus lässt sich schließen: Das Wechselspiel zwischen Höhe und Geschwindigkeit ist die Kernaussage des TEK. Nur die Höhe alleine ist weniger aussagekräftig als beide Werte verrechnet. Stumpf gesagt kann ich mit nem TEK also durchgehend pumpend Abfangbögen fliegen und trotzdem Auf- und Abwinde mitbekommen
.
In der Praxis hat es meistens Vorteile im Schnellflug, da hier Thermik direkt in Geschwindigkeit umgesetzt wird. Ich höre also viel feiner bei höheren Geschwindigkeiten.
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Achtung, subjektive Meinung:
Aber jetzt alles auf TEK umrüsten? Das muss nicht bei jedem Flieger sinnvoll sein! Gerade bei leichten Fliegern ohne Druchzug verliert ein TEK schnell den Sinn, da die überschüssige Fahrt direkt wieder weg ist (Widerstand) und somit nicht wieder in Höhe umgewandelt werden kann. Also kann ich mir bei Easyglidern, F5Jlern und co das Gewicht sparen.
SUBJEKTIV: Es lohnt sich defnitiv bei Zweckmodellen ab der "Asy-Nitro-Hybrid-Klasse" und bei Scalemodellen ab 3m. Alternativ ausgedrückt: ab ca. 50 g/dm²
Ausnahmen gibt es wie immer (vielleicht sowas wie Lentus
). Einfach den gesunden Menschenverstand benutzten und ein wenig rumprobieren.
Seit ich mit TEK fliege neige ich öfters dazu schneller als zuvor auf Thermiksuche zu gehen. Piept es im Schnellflug flott die Fahrt rausziehen, seitlich einlenken und hoch geht´s. Wenn wieder genug Höhe da ist ... auf mit Schwung in den nächsten Bart.
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Falls ich Interesse geweckt habe: Habe mir nen paar mehr Düsen gedreht als ich brauche, Aufnahmen für den Rumpf habe ich auch. Sollte also ein GPS-logger oder MicroVario vom SM vorhanden sein ist die restliche Installation nen Klacks.